Landungsboot
LCVP Higgins |
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Wer glaubt, das Higgins Boot sei nichts weiter als ein plumper stählerner Kasten, der irrt gleich in zweierlei Hinsicht: Denn zum einen bestand das Boot tatsächlich aus Holz, das mit Stahlplatten beplankt war und im Bereich der Ladebucht eine leichte Panzerung zum Schutz gegen MG-Feuer und Granatsplitter trug. Und zum anderen war das Boot alles andere als plump. Es hatte in Wirklichkeit derart überragende Eigenschaften, das sich selbst der Oberbefehlshaber der alliierten Landungsoperation in der Normandy und spätere US-Präsident Dwight D. Eisenhower zu der Bemerkung verleiten ließ, Andrew Higgins, der Konstrukteur des Bootes, habe für Amerika den Krieg gewonnen. Was hat den großen General zu solch einer Aussage veranlasst? Dazu muss man einen Blick auf die Geschichte des Higgins-Bootes werfen: Andrew Higgins, ein irischstämmiger Industrieller aus Louisiana, machte schon vor dem Krieg durch die spektakuläre Konstruktion eines Arbeitsbootes von sich reden, das er für den Einsatz in den ausgedehnten Überflutungsgebieten und Sümpfen des Missisippi-Deltas entwickelt hatte. Dieser Bootstyp war selbst noch in extremem Flachwasser manövrierfähig. Die besondere Formgebung seines Rumpfbodens – mit einer starken konkaven Wölbung im vorderen Drittel und einer tief eingelassenen Schraube - hatte drei wesentliche Effekte: Bei hoher Fahrt wurde mit Luftblasen durchsetztes Wasser unter den vorderen Rumpf gedrückt und dadurch die Wasserreibung gesenkt. Durch die Verwirbelung hinter der Wölbung wurde dieses Wasser-Luft-Gemischt – und mit ihm mögliches Treibgut - von der Schraube weggedrückt, so dass diese nur in solidem Wasser lief und die Antriebskraft effizient umsetzte. Die Bodenflächen zu beiden Seiten der in einer Art Tunnel liegenden Schraube schließlich sorgten bei höherem Tempo für einen Katamaran-Effekt, der die Geschwindigkeit des Bootes weiter erhöhte. Dabei war der Vordersteven so stabil ausgeführt – er bestand aus einem massiven Stück Kiefernholz – dass man mit dem Higgins-Boot auch in voller Fahrt auf einen unter Wasser verborgenen Baumstamm fahren konnte, ohne dass das Boot nennenswert beschädigt wurde. Als die US Navy Anfang 1942 realisierte, dass ihr im Kampf gegen die Japaner dringend ein Landungsboot fehlte, mit dem sich Truppen an unvorbereiteten Stellen an Land setzen ließen, kamen die Verantwortlichen an Higgins und seinem Boot nicht vorbei. Nach einigen Anpassungen, und nachdem man der Konstruktion eine große Laderampe verpasst hatte, wurde das knapp 11 Meter lange Higgins-Boot unter der Bezeichnung LCVP (Landing Craft Vehicle Personnel) zur Standardausrüstung der US Marine-Infanterie. Mit diesem Bootstyp wurden im zweiten Weltkrieg mehr Soldaten an Land gebracht, als mit allen anderen vergleichbaren Konstruktionen zusammen. Sein Landeraum war groß genug, um 36 Soldaten mit voller Ausrüstung, einen Jeep und 12 Mann oder andere Versorgungsgüter zu transportieren. Man konnte ein LCVP in voller Fahrt auf den Strand setzen. Solange die Schraube dabei im Wasser blieb, konnte sich das Higgins-Boot selbst wieder zurück ins Wasser ziehen, zum Truppentransporter zurückehren und die nächste Ladung aufnehmen. Dabei reichte sein 225 PS starker Dieselmotor für eine Geschwindigkeit von 12 Knoten. Insgesamt wurden rund 23000 LCVP gebaut und bei Landeoperationen auf allen Kriegsschauplätzen eingesetzt. In BATTLEFIELD 1942 ist das Higgins Boot die einzige Möglichkeit, schnell von den großen Überwasserschiffen an den Strand zu kommen. Idealerweise schifft sich gleich ein ganzer Trupp ein, der dann einen koordinierten Angriff gegen einen Außenposten vornehmen kann. Mit dem Maschinengewehr kann es sich begrenzt gegen Flieger oder Truppen an Land verteidigen. Leider fehlt dem Spielmodell die Fähigkeit des Originals, sich selbst wieder vom Strand ins Wasser zu ziehen. Wer also sein Boot später noch einmal gebrauchen will, sollte es ein Stück vom Ufer weg parken. Dann aber muss man eine Strecke durchs Wasser schwimmen, während der man völlig wehrlos ist – unter Feuer ist es daher ratsam, das Boot zu opfern, es weit auf den Strand zu setzen und sofort Deckung zu suchen. Quellen:
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Besatzung: | Steuermann, Bordmechaniker und ein bis zwei Matrosen (bedienten u.a. die Laderampe), im Spiel zwei: Steuermann (Position 1) MG-Schütze (Position) sowie mehrere Passagiere in der Ladebucht. |
Waffen: | Zwei 7,62mm Maschinengewehre, im Spiel 1 MG (kontrolliert von Position 2). |
Klassifikation: | Leichtes Truppen-Landungsboot |
Versionen: |
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Vom Higgins-Boot gab es zwar über 23000 Stück, aber eigentlich keine Unterschiede oder verschiedene Versionen. Insgesamt bauten 21 verschiedene Hersteller dieses Boot in Lizenz, aber die sich dadurch ergebenden Unterschiede waren minimal. Es gab noch eine größere Variante, das LCM (Landing Craft Mechanized), mit dem auch schwere Ausrüstung wie Panzer an Land gesetzt werden konnten. |
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Versionen
im Spiel: |
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Das Spielmodell in BATTLEFIELD 1942 ist ganz ordentlich einem Standard-LCVP nachempfunden. Das statt der zwei MG des Originals nur ein MG vorhanden ist, lässt sich verschmerzen. |
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Zwei LCVP übernehmen Marineinfanteristen von einem Truppentransporter. Mit dem Higgins Boot war es möglich, an beinahe jeder Küste Truppen anzulanden – ein enormer taktischer Vorteil für die alliierten Befehlshaber. Deutlich sichtbar sind die beiden 7,62mm MG zur Selbstverteidigung achtern. |